So stellt man sich das vor, wenn zwei Top-Teams gegeneinander antreten! Zwei fußballerisch starke Mannschaften, ein Last-Minute-Treffer und Elfer-Ärger inklusive einer Rudelbildung. Das Spitzenspiel in der A-Junioren-Niederrheinliga zwischen Spitzenreiter Rot-Weiss Essen und dem Vierten VFR Fischeln hatte sportlich und dramaturgisch alles zu bieten.
Als Schiedsrichter Jan Hülsemann die Nachspielzeit anzeigte, schien die Partie bereits entschieden. Beim Stand von 1:1 gab er fünf Minuten Nachschlag, nach vielen rassigen Duellen und acht Gelben Karten durchaus gerechtfertigt.
Kurz vor Ablauf der Zeit bäumten sich die Essener noch ein letztes Mal auf, suchten den Weg nach vorne - und plötzlich tauchte der eingewechselte Alkan Talas frei in der Hälfte der Gäste auf. Er steuerte auf VFR-Keeper Laurin Beer zu, umkurvte ihn kaltschnäuzig und sorgte mit seinem Treffer für maximalen Essener Freudentaumel (90.+4). Selbst RWE-Trainer Damian Apfeld sprintete über das gesamte Feld, um sich der Jubeltraube anzuschließen. Das rächte sich beinahe: Im Gegenzug holte Fischeln einen Freistoß heraus, im Getummel holte Essens Keeper Stefan Jaschin anschließend den Krefelder Moreno Mandel von den Beinen - Elfmeter. Schütze Fynn Ziemes setzte die Kugel an den linken Innenpfosten, er trudelte über die Linie, klatsche an den rechten Pfosten, doch bevor ein Gäste-Akteur zum Nachschuss ansetzen konnte, pfiff der Unparteiische die Partie ab.
RWE-Coach Apfeld: "Mehr Spektakel geht nicht"
"Mehr Spektakel geht nicht. Ich fühle mich sehr erleichtert und glücklich", freute sich Trainer Apfeld. Kurz nach dem Abpfiff tat er sich noch schwer damit, das Wahnsinns-Finale zu realisieren: "Ich weiß nicht wie, aber wir haben gewonnen. Da war eine gehörige Portion Glück mit dabei, aber wir nehmen die drei Punkte gerne mit. Die werden noch sehr wertvoll für uns sein."
Tumulte nach dem Abpfiff
Nach dem Schlusspfiff kam es allerdings zu weniger schönen Szenen. Die Hausherren versammelten sich um Pechvogel Ziemes, schubsten und provozierten ihn. Damit lösten sie eine Rudelbildung aus, an der sich die gesamte Belegschaft beider Teams munter beteiligte. VFR-Trainer Patrick Iwersen konnte das Essener Verhalten nicht nachvollziehen: "Das waren die falschen Szenen. Es reicht doch, wenn man drei Punkte hat, da muss man sich als Sieger nicht so aufführen", ärgerte er sich. "Kein Wunder, dass es dann ausartet."
Sein Gegenüber Apfeld hatte die Situation "nicht genau gesehen, aber ich kann mir vorstellen, dass es da Provokationen meiner Spieler gab. Da kann ich die Wut des Gegners gut verstehen." Es seien zwar "keine schönen Momente, aber da muss man nichts dramatisieren. Das Spiel war sehr emotional und wirklich passiert ist nichts." So befand es auch das Schiedsrichter-Gespann. Sie verließen das Feld, ohne weitere Sanktionen gegen die beteiligten Streithähne zu verhängen.